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Umdenken statt Einzelmaßnahmen
Professor Martin Hellwig über aktuelle Innovationsschwäche

Hannover, 15. Dezember 2003 - Der Mannheimer Professor für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftstheorie Martin Hellwig sieht in Einzelmaßnahmen kein Mittel gegen die Innovationsschwäche in Deutschland, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 01/04.

Im Interview mit Chefredakteur Thomas Vašek erklärt Hellwig, dass vielmehr ein Umdenken im öffentlichen Diskurs nötig sei. "Wir müssen uns klar machen, dass wir Wachstum wollen." Dafür müsse sich auch die Mentalität ändern. "Wachstum bedeutet, es ändert sich was. Das erfordert Anpassungen und ist unbequem. Da kommen dann Leute, die eigentlich durch nichts legitimiert sind, haben Ideen und machen etwas und stören andere. Das zu akzeptieren fällt schwer. Wir stellen uns lieber vor, dass Innovationen von denen gemacht werden, die wir schon kennen." Auch Zuwanderung könnte in Deutschland Innovation fördern: "Historisch gesehen haben Wanderungen meist Innovationspotenziale vergrößert. Leute, die bereit sind zu wandern, haben viel Initiative und bereichern das Land, in das sie hinziehen."

Der Ökonom Martin Hellwig war am kürzlich veröffentlichten "Sapir-Report" im Auftrag des Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, beteiligt. Die Studie einer hochrangigen Ökonomengruppe, die unter anderem die Ursachen der europäischen Wachstumskrise untersuchte, kommt zu dem Schluss: In Europa fehlt die Innovation. Jahrzehntelang verließen sich die europäischen Unternehmen im Wesentlichen auf die Imitation von importierten Spitzentechnologien, heißt es in dem Papier.

Den Rückstand Deutschlands und Europas führt Hellwig auf die Tatsache zurück, dass die USA in Forschung und Entwicklung sowie im Bildungsbereich sehr viel mehr investiert haben als die Europäer. Dabei spiele neben der Offenheit der Finanzierungssysteme auch die Offenheit des politischen und gesellschaftlichen Umfeldes eine Rolle.

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