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Pleitewellen und Löcher im Internet
Die Krise der Carrier verändert die Internet-Struktur

Hannover, 12. Juli 2002 - Nach dem Aus des bedeutenden niederländischen Internet-Providers Ebone haben viele Experten einen Kollaps des Internet-Verkehrs in Europa erwartet. In diesem Fall blieb das Netz davon verschont. Verschärft sich allerdings die finanzielle Lage der Carrier, können in Zukunft massive Probleme auftreten, warnt das Computermagazin c't in der aktuellen Ausgabe 15/02.

Obwohl Ebone seine so genannten Backbones, die zentralen Datenleitungen zur Verbindung der Einzelnetze im Internet, abgeschaltet hat, blieb die Geschwindigkeit der Internetzugänge in Deutschland auf konstantem Niveau. Die Verbindungen zwischen verschiedenen Netzen und weltweit verteilten Austauschknoten verhindern, dass die Abschaltung einzelner Teile das gesamte Internet lahm legt. Fast immer führen verschiedene Wege nach Rom beziehungsweise die Daten zu ihren Zielrechnern.

"Doch die technische Struktur des Internet leidet unter einem Problem, das die Funktion des Netzes zukünftig bedeutend stören könnte", so c't-Redakteur Jürgen Kuri. Große Überkapazitäten, die sich in den Boomjahren angehäuft haben, führen zu einer Pleitewelle der Carrier. Bereits jetzt konzentriert sich die Internet-Infrastruktur auf wenige große Anbieter, deren Backbones unerlässlich für den Datenfluss sind. Fallen nur wenige von ihnen weg, werden Internet-Nutzer die Folgen an langsamen Datenflüssen deutlich zu spüren bekommen. Die schlechte finanzielle Lage der Anbieter hat auch zur Folge, dass wenig Ressourcen für die Entwicklung neuer Techniken zur Verfügung stehen.

Ein ständiges Auf und Ab von Überkapazitäten und Performanceengpässen, was in der Halbleiterbranche ‚Schweinezyklus' genannt wird, kann aber weder im Interesse der Industrie noch der Internet-Nutzer liegen. "Das Wachstum des Datenaufkommens im Internet mag sich verlangsamt haben," so c't-Experte Jürgen Kuri. "Gestoppt ist es bei weitem nicht." (jk)